BERLIN. Zu Beginn des dritten diesjährigen “Stadtforums“ am 12. November wies Moderatorin Cordelia Polinna von der Urban Catalyst GmbH auf das Hauptproblem hin, das im Auditorium Friedrichstraße diskutiert werden sollte: einerseits „ein rasantes Wachstum in Berlin und im Speckgürtel“ seit fünf Jahren, aber andererseits „eine langatmige Entwicklung von Verwaltung und Infrastruktur“.
Den dazugehörigen Vorträgen und Debatten lauschten rund 350 Interessierte.
Die Veranstaltung sollte über den sich gerade in Neuausstellung befindlichen Landesentwicklungsplan informieren, den Jan Drews von der Gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg vorstellte. Als dessen wichtigste Strategie wurde der Berliner „Siedlungsstern“ hervorgehoben: transeuropäische Korridore kreuzen sich in der Hauptstadt und bilden als Bahntrassen „Hauptachsen“ durch Berlin und Brandenburg, an denen sich die meiste Ansiedlung vollzieht. Entlang der Achsen werden „Mittelzentren“ wie Teltow und „Regionalparks“ wie der Teltow-Park (siehe BC, 06/17) ausgemacht, die für Daseinsvorsorge und Lebensqualität im Berliner Umland sorgen sollen.
Der ehemalige Staatssekretär im Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Michael von der Mühlen (SPD), nannte neben dem Landesentwicklungsplan weitere Entwicklungselemente wie Flächenpools, digitale Vernetzung oder Landesgesellschaften. Er empfahl Wettbewerbe von regionalen „Leitbildern“ und „Regionalen“ (Kommunenzusammenschlüssen) in Brandenburg.
In einer Diskussion stellten die Berliner Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, Katrin Lompscher (LINKE), und die Brandenburger Ministerin für Infrastruktur und Landesplanung, Kathrin Schneider (SPD), das „Kommunale Nachbarschaftsforum“ vor, in dem sie seit Jahren versuchen, das Zusammenwachsen der beiden Länder voranzutreiben. Anfang der 1990er habe eine euphorische Stimmung geherrscht, die mit der gescheiterten Fusion 1996 endete. Im selben Jahr nahm man jedoch eine gemeinsame, integrierte Entwicklungsplanung auf, die sich erst in den letzten Jahren intensiviert habe. Dem jetzigen Druck vom Berliner Wohnungsmarkt stelle man erstens den Bau von 230.000 Wohnungen bis 2030 und zweitens die Strategie „Sprung in die zweite Reihe“ entgegen. Darunter verstehen sie die Unterstützung von Wirtschaft und Mobilität im zweiten Speckgürtel (z.B. Ludwigsfelde, Lübbenau, Eberswalde, …). So müssten Menschen, die in Berlin arbeiten, nicht teuer dort wohnen, wenn sie in Brandenburg eine gute Versorgung und Bahn- bzw. Straßenanbindung vorfänden.
Dies gilt natürlich auch für die Region TKS, wo noch Verbesserungen der Verkehrsführung insbesondere an der Querung des Teltowkanals erforderlich sind. Ein neuralgischer Punkt ist nach wie vor die Knesebeckbrücke, die als Behelfslösung Teltow mit Berlin-Zehlendorf verbindet. Um eine Veränderung zu erreichen, sprach der BÄKE Courier bereits im Juni Kathrin Schneider, Ministerin für Infrastruktur und Landesplanung, bei ihrer Rathausvisite an (siehe BC, 07/2018). Während des Stadtforums sprach der BC mit Ulrike Kessler von Gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg ins Gespräch, die bestätigte, dass die Anbindung Knesebeckbrücke bereits Thema in ihrem Gremium sei. Eine diesbezügliche Anfrage zum Stand der Planung bei der Ministerin blieb bisher unbeantwortet.
Wer mehr zu den Themen Arbeit, Wohnen und Mobilität im Berliner Umland erfahren wollte, konnte sich dann einem von drei Foren mit weiteren Experten anschließen. In einem abschließenden Podiumsgespräch erörterten Lompscher und Schneider mit dem Bezirksstadtrat für Bauen, Stadtentwicklung und öffentliche Ordnung von Treptow-Köpenick, Rainer Hölmer (SPD), und dem Bürgermeister von Hoppegarten, Karsten Knobbe (LINKE), wie man die Kooperation zwischen Berlin und Brandenburg verstärken könne. Conrad Wilitzki
Quelle: Schautafel Stadtforum, Foto: CW
Ressort: Verkehr, Regionales, Politik